Alles muss klein beginnen.
Lass etwas Zeit verrinnen,
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß.
Schau nur dieses Körnchen,
Ach man sieht es kaum,
Wächst zu einem Grashalm,
Später wirds ein Baum.
Und nach vielen Jahren,
Wenn ich Rentner bin,
Spendet er mir Schatten,
Singt die Amsel drin.
Alles muss klein beginnen.
Lass etwas Zeit verrinnen,
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß.
Schau die feine Quelle
Zwischen Moos und Stein,
Sammelt sich im Tale
Um ein Bach zu sein.
Wird zum Fluss anschwellen,
Fließt zur Ostsee hin.
Braust dort ganz gewaltig,
Singt das Fischlein drin.
Alles muss klein beginnen.
Lass etwas Zeit verrinnen,
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß.
Schau die leichte Flocke,
Wie sie tanzt und fliegt
Bis zu einem Ästchen,
Das unterm Schnee sich biegt.
Landet da die Flocke
Und durch ihr Gewicht
Bricht der Ast herunter
Und der Rabe spricht.
Alles muss klein beginnen.
Lass etwas Zeit verrinnen,
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß.
Manchmal denk ich traurig:
“Ich bin viel zu klein.
Kann ja doch nichts machen.”
Und dann fällt mir ein:
Erst einmal beginnen,
Hab ich das geschafft,
Nur nicht mutlos werden,
Dann wächst auch die Kraft.
Und dann seh ich staunend:
Ich bin nicht allein.
Viele Kleine, Schwache
Stimmen mit mir ein.
Alles muss klein beginnen.
Lass etwas Zeit verrinnen,
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß.
Alles muss klein beginnen.
Lass etwas Zeit verrinnen,
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß.
Gerhard Schöne – Alles muss klein beginnen